+++ UPDATE 21.6.2016: Der Hamburger Landesbetrieb Straße, Brücken und Gewässer, Abteilung Busbeschleunigung hat mir auf eine Anfrage geantwortet. Das Update am Ende des Textes +++
Im Moment bleibt in Hamburg kein Stein auf dem anderen. Es wird gefühlt so viel straßengebaut wie schon lange nicht mehr. Als Radfahrer wächst mit dem Baufortschritt die Vorfreude auf das, was sich uns Zweiradlern danach an Entlastung von Stoßdämpfern und besserem Vorankommen bietet.
Aktuell, quasi direkt vor der Haustür, erfährt die Stresemannstraße eine Aktualisierung. Nachdem die Stadt bereits im Bereich Feldstraße die Radführung komplett neu und für Hamburger Verhältnisse innovativ gestaltet hat (der Radverkehr wird im Bereich von Bushaltestellen auf der Straße linksseitig am Bus vorbeigeführt), ist die Latte der Erwartung hoch.
Zwar nicht auf der Straße, dafür aber doch noch ganz ordentlich getrennt, verläuft der Radweg hinter dem Wartehäuschen vorbei. Der Abstand zwischen Bordsteinkante und Radweg ist so gestaltet, dass man als Radfahrer die aus dem Bus springenden Fußgänger nicht direkt auf dem Lenker hat. Vielleicht nicht die beste Lösung einer Haltestelle, aber in Anbetracht des Verkehrsaufkommens, gibt´s dafür durchaus eine 1-.
Bei der in Fahrtrichtung nächsten Haltestelle hat sich der zuständige Bauauschuß wohl gedacht, er spielt mal etwas Russisch Roulette mit Radfahrern und Fußgängern. Dieses Beispiel zeigt, das man es in Hamburg offenbar doch nicht verstanden hat, wie Radfahrer und Fußgänger psychologisch funktionieren. Das Haltehäuschen steht, hinter einem Baum versteckt, abseits der eigentlichen Bushaltestelle. Die Radfahrer werden vor dem Häuschen entlang geführt, Fahrgäste müssen den Radweg in Längsrichtung queren, um zum heranfahrenden Bus zu gelangen. Bedenkt man, dass die Wartehäuschen meist dann genutzt werden, wenn es regnet und trübe ist (in Hamburg an 364 Tagen im Jahr), dann hat die Stadt hier einen spannenden neuen Gefahrenbereich geschaffen.
Es bleibt rätselhaft, warum an dieser Stelle das Wartehäuschen nicht auch auf den scheinbar gleich großen Streifen zwischen Bordsteinkante und Radweg platziert hat – so wie an der o.g. Haltestelle. Keine Lust? Kein Geld? Reine Bebauungsrechte? Man weiß es nicht.
Ich hätte mir an dieser Stelle im Interesse eines sicheren Miteinanders von Fahrgästen und Radfahrern mehr Sorgfalt bei der Umsetzung vor Ort gewünscht. Eine Bushaltestelle hinter einem Baum, direkt tangiert von einem Radweg ist keine adäquate Umsetzung zukunftsfähiger Verkehrsführung. Das sie es besser können, haben die Verantwortlichen nur wenige hundert Meter zuvor bewiesen.
Antwort von Projekt Busbeschleunigung am 21.6.2016, Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer
Die Positionierung des Fahrgastunterstandes an der Haltestelle Bornkampsweg in Fahrtrichtung Innenstadt war während der Planung Gegenstand intensiver Diskussionen. Es bestand der Wunsch den Fahrgastunterstand, wie von Ihnen herausgearbeitet, zwischen Radweg und Gehweg zu positionieren. Dies lässt sich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten an dieser Haltestelle jedoch nicht realisieren. Der Wartebereich ist im Gegensatz zur Haltestelle Bahrenfelder Chaussee/Woyrschweg schmaler. Grund hierfür sind u.a. die vorhandenen Bäume, die es zu erhalten galt. Aufgrund der geringeren Breiten des Wartebereiches würde bei Anordnung eines Fahrgastunterstandes kein ausreichend großes Einstiegsfeld für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderungen verbleiben. Es wurde sich deshalb nach Abwägung aller Vor- und Nachteile zusammen mit den Verkehrsbetrieben darauf geeinigt den Fahrgastunterstand wie im Bestand beizubehalten.
Funfact: Ein Werbeclaim in der E-Mail lautete: „VORFAHRT FÜR HAMBURG via BUS“
3 Kommentare zu “Verkehrsführung from Hell: neue Radwege in Hamburg”