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Das ZDF beendet „Wetten, dass…?“. Zeit, sich dem Digitalen zuzuwenden.

Das ZDF beerdigt „Wetten, dass…?“. Die einzige noch verbliebene Unterhaltungsshow im Deutschen Fernsehen. ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler begründete die Entscheidung mit veränderten Erwartung der Zuschauer. Und trifft damit den Nagel auf den Kopf.

Wir leben in einer Zeit, in der Millionen potentielle Wettkandidaten auf Youtube Clips ihres Könnens online stellen. Dort bekommen wir in Sekunden Schweißausbrüche und sehen in einem Video mehr Awesomness als es eine ganze Dekade eierschälender Baggerfahrer bei „Wetten, dass…?“ abliefern könnten.
Ja, das Fernsehen und die Konsumgewohnheiten haben sich verändert. Aber das wusste das ZDF, welches ja seit Ewigkeiten die gleichnahmige Onlinestudie veröffentlicht, schon beim Rücktritt von Thomas Gottschalk. Ein Rätsel bleibt darum, warum man sich entschieden hat den Moderator und Fernsehansager Markus Lanz mit der Durchführung der Show zu beauftragen. „Wetten, dass…?“ braucht einen Showmaster. Lanz ist keiner. Gottschalk war einer. Aber in Deutschland haben wir im Moment keine Showmaster mehr. Mit Harald Schmidt hat vor ein paar Tagen die letzte Ikone seinen Rentenbescheid überreich bekommen.
Aber es wäre falsch nur auf dem ZDF rumzuhacken. Auch wir die Zuschauer sind gleichermaßen Mitverantwortliche am Aus. Wir (also Ihr, nicht ich) gehen steil beim Dschungelcamp, DSDS, GNTS und LMAA. Qualität definiert sich scheibar gerne an der Erniedrigung anderer. Shows die anspruchsvoll sind, dümpeln dann im 0,x%-Marktanteil auf Mediatheken herum. Warum als sollte man an einer großen Samstagabendshow für die ganze Familie festhalten? Die Entscheidung des ZDF ist richtig.

Ich hätte mir gewünscht und ich wünsche es mir immer noch: das ZDF braucht mehr Mut. Mut, alte Zöpfe abzuschneiden udn gegen alle Regeln neue Formate zu entwickeln. Das Fernsehen ist tot. Es lebe das Fernsehen. Die öffentliche Gebührenfinanzierung erlaubt es den öffentlich-rechtlichen Sendern zielgruppenspezifische Formate zu entwickeln, die jenseits klassischer Sendemodelle laufen. Warum nicht reine Online-Shows für die Zielgruppe <30 Jahre entwickeln? Wenn die Generation 50+ gerne Volksmusikshows im klassischen TV konsumiert, dann hat das Format dort seine Berechtigung. Aber ausschließlich im Namen der Quote Formate zu entwickeln kann in Zukunft noch mehr daneben gehen, als es das jetzt schon tut. Die junge Zielgruppe wendet sich heute schon ab von ZDF & Co. und zahlt freiwillig für Hulu, Netflix und Co. Es trägt auch nach wie vor nicht zur Kundenbindung bei, dass Sendung nur 7 Tage in Mediatheken vorgehalten werden (oder die Mediatheken so furchtbar wie bei der ARD aussehen). Ich wünsche dem ZDF, stellvertretend für das so wertvolle öffentlich-rechtliche Fernsehen, dass es aus der Causa „Wetten, dass…?“ die richtigen Schlüsse für uns, seine Konsumenten zieht.

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